Zwangsarbeit und Industrieverbrechen

Rund 20 Millionen Menschen aus dem Ausland arbeiten während des Zweiten Weltkrieges im Deutschen Reich und den deutsch besetzten Gebieten. Unter den durch Zwang und oft gewaltsam nach Deutschland verschleppten Zwangsarbeitenden sind Frauen und Männer aus allen besetzten Ländern, besonders aus Polen, der Ukraine und dem westlichen Russland, ebenso wie Häftlinge aus den Konzentrationslagern und Kriegsgefangene. Die meisten der Arbeitskräfte aus den von Deutschland eroberten und unterjochten Ländern leben unter sklavenähnlichen Bedingungen. Für viele bedeutet Zwangsarbeit „Vernichtung durch Arbeit“. (1)

Das System der Zwangsarbeit

Durch Zwangsarbeit sollen Deutsche ersetzt werden, die in der Wehrmacht und der Kriegswirtschaft benötigt werden. Zwangsarbeitende werden überall im Reichsgebiet und in den besetzten Gebieten eingesetzt. Ohne das System der Zwangsarbeit wäre die landwirtschaftliche und industrielle Produktion und damit sowohl die Versorgung der Bevölkerung als auch die Rüstungsproduktion spätestens 1942 zusammengebrochen. (1)

Zu Beginn des Weltkrieges versucht das NS-Regime mit Anwerbeaktionen in den besetzten Gebieten, in denen viele Menschen in bitterer Armut lebten, Zivilarbeitende zu gewinnen. Dies hat wenig Erfolg, da sich schnell herumspricht, dass auf die Zivilbeschäftigten entgegen den Versprechungen vor allem Ausbeutung und Willkür warten. Daraufhin gehen die deutschen Behörden zu Zwangsverpflichtungen und dem Einsatz von Kriegsgefangenen über. Einen weiteren Schub bringt das Jahr 1942, in dem klar wird, dass die Blitzkriegsstrategie gescheitert und ein langer Krieg zu erwarten ist.

Der Übergang Deutschlands in den „totalen Krieg“ ist wegen der Einberufung des überwiegenden Teils der deutschen Männer zum Kriegsdienst nur noch durch den Einsatz von Millionen Zwangsarbeitenden möglich. Aufgrund des Mangels an Arbeitskräften bewilligt Hitler nun auch die von ihm vorher strikt abgelehnte Verwendung sowjetischer Kriegsgefangener als Zwangsarbeiter.

Je weiter der Krieg fortschreitet, umso mehr wächst der Bedarf an Arbeitskräften. Die letzte Reserve sind Häftlinge in den Konzentrationslagern. Selbst in den zur sofortigen Ermordung einer möglichst großen Zahl von Menschen eingerichteten Vernichtungslagern wird unter den Ankommenden selektiert, wer vorläufig noch arbeitsfähig ist.

Bereits in den Jahren zuvor wurden Häftlinge von der SS an umliegende Betriebe gegen Gebühr zur Arbeit ausgeliehen. Rund um das riesige Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau entstehen Industrieansiedlungen, in denen viele bekannte Unternehmen von billigen und rechtlosen Arbeitskräften profitieren. Auch im Reichsgebiet werden hunderttausende Häftlinge – zur Jahreswende 1944/45 sind es fast 800 000 – zur Zwangsarbeit eingesetzt. Es entsteht ein Netz von rund 1000 Außenlagern der großen Konzentrations- und Vernichtungslager, in denen die SS über die Häftlinge wacht. (2)

Jüdische Menschen heben in Uniejów im Mai 1941 unter Aufsicht des Reichsarbeitsdienstes Luftschutzgräben aus

Für die SS ist der Verleih von Häftlingen zur Zwangsarbeit ein ebenso einträgliches Geschäft wie für die anfordernden Unternehmen, zu denen faktisch die gesamte deutsche Großindustrie gehört. Um der ständig wachsenden Nachfrage gerecht zu werden, versucht die SS fieberhaft, die Zahl der zur Verfügung stehenden Häftlinge zu erhöhen. Dies führt zu mehreren Verhaftungs- und Deportationswellen, von denen besonders die noch in Ghettos gepferchten Juden und Jüdinnen in den besetzten Gebieten und Gegner und Gegnerinnen der Nationalsozialisten betroffen sind.

Die meisten Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen kommen aus der Sowjetunion, Polen und dem Gebiet der ehemaligen Tschechoslowakei. Nach der Besetzung Ungarns durch die Wehrmacht am 17. März planen NSDAP und SS, mehrere hunderttausend jüdische Menschen aus Ungarn zur Ermordung oder Zwangsarbeit nach Deutschland zu verschleppen. Am 19. April 1944 beginnen die Deportationen nach Auschwitz. Nach Ankunft der ersten beiden Züge werden 2896 der Angekommenen in den Gaskammern ermordet. 1102 Männer und Frauen werden als arbeitsfähig eingestuft und zur Zwangsarbeit weitertransportiert. Der Vorgang wiederholt sich bis Mitte 1944 Tag für Tag. Von den 430 000 jüdischen Verschleppten aus Ungarn werden 320 000 unmittelbar nach ihrer Ankunft in Auschwitz-Birkenau ermordet, 110 000 zur Zwangsarbeit nach Deutschland gebracht. Die Selektion erfolgt nach einfachen Kriterien. Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre werden immer, Jugendliche unter 16 Jahren zumeist ermordet. Dasselbe Schicksal trifft Frauen ab 40 und Männer ab 45 Jahren generell. Frauen und Männer zwischen 16 und 45 Jahren werden zur Zwangsarbeit herangezogen, soweit sie einen arbeitsfähigen Eindruck machen. (3)

Die Behandlung der Zwangsarbeitenden ist unterschiedlich. Manche haben Glück im Unglück, bekommen genügend Essen und bleiben von Grausamkeiten verschont. Für die überwiegende Anzahl ist Zwangsarbeit mit Ausbeutung, Willkür, Hunger, Misshandlung und mit Krankheiten verbunden. Besonders bedrückend ist die Lage der sowjetischen Zwangsarbeitenden, die als „Bolschewisten“ und „Untermenschen“ gelten, an unterster Stelle stehen und zusätzlichen Demütigungen und Schindereien ausgesetzt sind. Oft steht am Ende der Tod.

Denn die Todesrate unter den Zwangsarbeitenden ist hoch. Sie müssen bis zu 84 Stunden in der Woche schwerste Arbeiten bei unzureichender Ernährung verrichten. Hinzu kommen unzureichende Bekleidung, die nicht vor winterlicher Kälte schützt, unbeheizte und feuchte Unterkünfte, das Fehlen sauberen Wassers, der Mangel an Hygiene und ärztlicher Betreuung und die ständige Angst vor Übergriffen und Misshandlungen durch die Wachmannschaften. Bei Bombenangriffen auf Industrieanlagen wird den Zwangsarbeitenden die Aufnahme in Luftschutzkeller verweigert. Sie sollen stattdessen neben den Wänden ihrer Baracken Schutz suchen.

Um die Rüstungsproduktion und die Petrochemie vor Bombenangriffen der Alliierten zu schützen, werden die Produktionsstätten unter die Erde verlegt. Hunderttausende Zwangsarbeitende werden bei gigantischen Projekten unter schlimmsten Bedingungen eingesetzt. Eines davon ist der Ausbau der Stollen im thüringischen Kohnstein bei Nordhausen, in die die bisher in Peenemünde erfolgte Entwicklung und Produktion von Hitlers „Wunderwaffen“ verlegt werden soll. Mit dem Stollenausbau beginnen 1943 rund 3000 Häftlinge aus dem Konzentrationslager Buchenwald, deren Zahl in den kommenden Monaten auf mehr als 10 000 anwächst. Da über Monate keinerlei Infrastruktur existiert, schlafen die Häftlinge in den Stollen. Sie erhalten bei schwerster Arbeit nur Hungerrationen. Schutz vor der Kälte, medizinische Betreuung und sanitäre Einrichtungen gibt es nicht. Die Notdurft muss in offene Ölfässer verrichtet werden. Entsprechend hoch ist die Todesrate unter den Häftlingen. Jeder Dritte stirbt innerhalb kurzer Zeit. Erst im Januar 1944 entstehen die ersten Baracken des Konzentrationslagers Mittelbau-Dora. (4)

Der Einsatz von Häftlingen als Zwangsarbeitende ist in der Führung der NSDAP und der SS nicht unumstritten, könnte er doch bei arbeitsfähigen jüdischen Häftlingen ein Aufschieben der „Endlösung“ mit sich bringen. Auch Hitler zögert lange mit dieser Entscheidung, die letztlich unvermeidbar ist, um die Rüstungsproduktion aufrechtzuerhalten und den Krieg fortsetzen zu können. Tatsächlich wird nach wie vor der Großteil der Menschen, die in den Vernichtungslagern eintreffen, dort ermordet. Das Todesurteil bei der Selektion trifft generell Kinder, Ältere, Geschwächte und Kranke. Für die arbeitsfähigen Erwachsenen ersetzt die „Vernichtung durch Arbeit“ die sofortige Ermordung. Das vor allem rassenideologisch begründete Ziel der Vernichtung durch Arbeit als Teil der „Endlösung“ ist der Hauptgrund dafür, dass das Sterben nahezu ungebremst weitergeht und die Arbeitskraft der Häftlinge geschwächt und verschlissen wird, obwohl arbeitsfähige Häftlinge für die Kriegsproduktion dringend erforderlich wären.

In den letzten Monaten des Krieges und der NS-Herrschaft mehren sich unter den Zwangsarbeitenden Sabotageakte und Fluchtversuche. Das NS-Regime versucht mit drakonischen Maßnahmen, seine schwindende Autorität aufrechtzuerhalten. Es mehren sich die „Endphase-Verbrechen“, durch die bisher überlebende Häftlinge oder auch Zeugen und Zeuginnen beseitigt werden. Immer wieder übernehmen auch Zivilistinnen und Zivilisten die Rolle der SS und der Gestapo und ermorden geflüchtete Häftlinge und Zwangsarbeitende kurz vor deren Befreiung durch die alliierten Armeen.

Zwangsarbeit und Sterben in den Adlerwerken in Frankfurt

Bereits im Ersten Weltkrieg hatten die Adlerwerke in Frankfurt zwangsverpflichtete Frauen und Kriegsgefangene für die Rüstungsproduktion genutzt. Auch unter dem NS-Regime konzentrieren sich die Adlerwerke auf die Herstellung von Kriegsgerät für die Wehrmacht und werden zum wichtigsten Hersteller von Fahrgestellen für Schützenpanzer.

Seit Kriegsbeginn werden Zwangsarbeitende für die Produktion eingesetzt. (5) Ab 1942 werden vor allem sowjetische Kriegsgefangene nach Frankfurt verschleppt und dort zur Arbeit unter unmenschlichen Bedingungen gezwungen. In Griesheim entsteht ein Massenquartier, in dem rund 2000 Zwangsarbeitende festgehalten werden. 1943 beschäftigen die Adlerwerke nach der IG Farben und den Vereinigten Deutschen Metallwerken (VDM) das größte Zwangsarbeiterkontingent Frankfurts.

Der alliierte Luftangriff am 22. April 1944 führt auch bei den Adlerwerken zu schweren Zerstörungen und zu vielen Toten unter den Zwangsarbeitenden. Die Adlerwerke fordern nunmehr zusätzlich Häftlinge aus den Konzentrationslagern an. Im August 1944 ist das auch Konzentrationslager Adlerwerke genannte KZ Katzbach fertiggestellt, das sich als Außenstelle des KZs Natzweiler auf dem Betriebsgelände der Adlerwerke befindet. Die rund 1600 Häftlinge kommen vor allem aus den Konzentrationslagern Buchenwald und Dachau. Unter den Buchenwald-Häftlingen sind viele Polen und Polinnen, die sich im August 1944 am Warschauer Aufstand beteiligt haben und nun den besonderen Schikanen und Misshandlungen der SS-Wachmannschaften ausgesetzt sind.

Die Todesrate in den Adlerwerken übertrifft die Rate in allen hessischen KZ-Außenlagern. Für Zwangsarbeitende und Häftlinge gilt das Prinzip „Vernichtung durch Arbeit“.

Die Häftlinge mussten 84 Stunden in der Woche in ungeheizten, teils zerstörten Hallen arbeiten. Sie besaßen in dem eisigen Winter 1944/45 nur ihre zerlumpten Sommermonturen. Hygiene und ärztliche Versorgung gab es praktisch nicht. Gewalt und Schikane waren alltäglich. Die Menschen verhungerten buchstäblich oder fielen, völlig geschwächt, Krankheiten zum Opfer. Fluchtversuche wurden mit öffentlicher Hinrichtung bestraft. (6)

Ehemalige Häftlinge erinnern sich, dass sie bei zweistelligen Minustemperaturen in einem undichten Raum ohne Heizung, in dem teilweise das Wasser stand und gefror, übernachten und sich dabei zu dritt eine Decke teilen mussten. Das Essen war so knapp, dass sich die Zwangsarbeitenden in den Adlerwerken in einem noch schlechteren Ernährungszustand befanden als die ankommenden Häftlinge aus Buchenwald.

Der ehemalige Häftling Rene Kern:

Wir sollten Ekelgefühle hervorrufen, alles wurde in dieser Absicht gemacht: lebende Skelette, dreckig, unrasiert, kahlgeschoren, Häftlingskleidung, mitleiderregende und abstoßende Lumpen (wirkliche Vogelscheuchen), mit Ungeziefer bedeckt, alle mehr oder weniger krank. (7)

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Russische Zwangsarbeiterinnen, die von der britischen Armee aus einem brennenden Keller gerettet wurden

Vor dem Einmarsch der amerikanischen Truppen werden möglichst viele Beweise über die Zustände im Konzentrationslager Adlerwerke vernichtet. Die SS und die Werksleitung schieben sich bei Verfahren nach dem Krieg gegenseitig die Verantwortung zu. Die Hauptaktionäre wie Deutsche Bank und Dresdner Bank haben es stets abgelehnt, sich zu ihrer Schuld gegenüber den Zwangsarbeitskräften zu bekennen und sie zu entschädigen.

Sprengstoffproduktion und Zwangsarbeit in Allendorf

Stätten der Zwangsarbeit entstehen nicht nur im industriellen Ballungsraum Frankfurt. Sie sind vielmehr über ganz Hessen verteilt. Nahe dem abgelegenen Allendorf – heute Stadtallendorf – werden ab 1938 die größten Munitionsfabriken in Europa errichtet. (8) Betreiber sind die Dynamit-Nobel AG (DAG) und die Westfälisch-Anhaltinische Sprengstoff AG (WASAG). Hergestellt werden der Sprengstoff TNT, Splitter- und Minenbomben, Panzerfäuste und Gefechtsköpfe für Hitlers „Wunderwaffen“. Die Produktion in den Werken stützt sich von Anfang an auf den Einsatz von Fremd- und Zwangsarbeitenden. Nach der Eroberung Polens werden dort zunächst Arbeitskräfte angeworben, danach aber eine ständig steigende Anzahl von Menschen zwangsweise nach Deutschland gebracht. Ihnen folgen sowjetische Zwangsarbeitende und ab 1942 auch sowjetische Kriegsgefangene. Im August 1944 werden 1000 Frauen jüdischer Herkunft aus Ungarn aus dem Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau nach Allendorf überstellt. Die Arbeiterinnen sind im KZ Außenlager Münchmühle unter Aufsicht der SS untergebracht.

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Zur Abschreckung hingerichtet: polnischer Zwangsarbeiter Bronislaw Pecka

Zur Abschreckung hingerichtet

Die Ostarbeiter-Erlasse regeln die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Zwangsarbeitenden. Schon bei geringsten Vergehen sind Hinrichtungen, schwere Strafen oder die Internierung in einem KZ vorgesehen. So wird der 26-jährige Pole Bronisław Pecka aus geringfügigem Anlass hingerichtet. Pecka stammt aus dem Dorf Goraj bei Biłgoraj im damaligen Distrikt Lublin des Generalgouvernements Polen. Er muss auf dem Bauernhof Hainmühle bei Betziesdorf im Kreis Marburg Zwangsarbeit leisten. Er wird im Juni 1942 verhaftet, weil er mit dem Bauern, bei dem er arbeitet, in Streit gerät. Pecka wird zunächst ins Arbeitserziehungslager Breitenau gebracht. Die Gestapostelle Kassel veranlasst dann, dass er am 26. Oktober 1942 in einem Waldstück an der Bahnlinie gleich neben der Hainmühle in einem groß angelegten Spektakel zur Abschreckung öffentlich erhängt wird. Vertreter des Marburger Landratsamts schauen der Hinrichtung zu, Polizisten sorgen für ihre reibungslose Durchführung. Rund 200 von Peckas Landsleuten werden aus Allendorf und anderen Orten im Kreis bei Betziesdorf herangekarrt. Sie müssen die Hinrichtung des Zwangsarbeiters Bronisław Pecka mit eigenen Augen mitansehen und anschließend an dem Gehenkten vorbeilaufen. Wie die sterblichen Überreste vieler anderer NS-Opfer wird Peckas Leiche vom Lager Breitenau der Anatomie in Marburg zur Verfügung gestellt. (9)

Der Tod droht auch Zwangsarbeitskräften, die durch Krankheit, Arbeitsunfälle, Hunger oder Misshandlungen so geschwächt sind, dass sie das ihnen abverlangte Arbeitspensum nicht schaffen.

Eine ehemalige Zwangsarbeiterin berichtet:

Unsere Arbeitszeit betrug 12 Stunden in Tag- und Nachtschichten. Wir hatten mit stark giftigen Materialien zu tun, was hauptsächlich das Herz und den Magen angriff. Nach kurzer Zeit sahen wir entsetzlich aus… Wir mussten auch im Winter bei Frost und Schnee in Holzschuhen und Lumpen jeden Tag 8 km von dem Lager bis zur Fabrik laufen. Alle Leiden, die wir auf uns nehmen mussten, kann ich nicht erzählen. Wegen der Kälte erfroren unsere Hände und Füße. Hinzu kam noch die Behandlung durch die SS-Frauen, die uns schlugen und prügelten und vielleicht noch schlimmer waren als die SS-Aufseher. (10)

Liste von jüdischen Zwangsarbeiterinnen aus Ungarn. Die Frauen aus dem KZ Auschwitz werden von der SS gegen eine Gebühr an die Allendorfer Rüstungsbetriebe verliehen.

Die ungarische Jüdin Edith Potok erinnert sich:

„Ich war 14 Jahre alt, als der Krieg begann. Die ungarische Polizei verhaftete meinen Vater unter dem Vorwand, er sei Kommunist. Seitdem haben wir ihn nie wieder gesehen.

Eines Tages wurden die Juden von Miskolc aufgefordert, an einem bestimmten Ort der Stadt zu erscheinen. Unter Schlägen und Schreien wurden wir in Güterwaggons gedrängt. Wir kamen nach Auschwitz. Meine Mutter hielt meine vierjährige Schwester in ihrem Arm. Wir wurden voneinander getrennt. Meine Mutter und meine Schwester habe ich für ewig aus den Augen verloren.”

Die Zwangsarbeiterin Eva Pusztai (verheiratet Fahidi) wird als 18-Jährige im April 1944 mit ihren Angehörigen von Ungarn nach Auschwitz deportiert, obwohl die ursprünglich jüdische Familie sich inzwischen dem katholischen Glauben angeschlossen hat. Dort werden ihre Angehörigen ermordet. Sie gelangt von Auschwitz nach Allendorf in das KZ Außenlager Münchmühle, um dort Sklavenarbeit in der Rüstungsproduktion zu leisten. (12)

Blanka Adler (verh. Pudler) kommt als 14-Jährige im April 1944 mit ihren Eltern und einer Schwester aus Léva (Ungarn) nach Auschwitz. Von dort wird sie nach Hessen deportiert und zur Arbeit in der Sprengstofffabrik bei Hessisch Lichtenau gezwungen.

Beide Frauen überlebten die Konzentrationslager und die Industrieverbrechen. Sie waren bis ins hohe Alter unterwegs, um von ihren schrecklichen Erlebnissen zu berichten und für eine Kultur der Erinnerung zu werben. (13)

Das „Arbeitserziehungslager“ Breitenau

Im Mai 1940 richtet die Geheime Staatspolizei Kassel offiziell das „Arbeitserziehungslager“ (AEL) Breitenau ein. Das Lager ist integraler Teil des Systems der Zwangsarbeit: durch die Drohung einer Einlieferung und besonders brutale Maßnahmen sollen die Zwangsarbeitenden gefügig gemacht werden und jeden Gedanken an Widerstand aufgeben. Zugleich soll mit derselben Drohung jeder persönliche Kontakt von Deutschen mit Zwangsarbeitenden verhindert werden.

Zwangsarbeit im Steinbruch des Konzentrationslagers Mauthausen: die „Todesstiege“

Die Gruppe der Zwangsarbeitenden macht rund 80 Prozent der Inhaftierten in Breitenau aus. Die häufigsten Haftgründe sind „Arbeitsverweigerung“, „unberechtigtes Verlassen der Arbeitsstelle“ oder „Arbeitssabotage“ – oft auch bei Zwangsarbeitskräften, die so geschwächt sind, dass sie das ihnen abverlangte Arbeitspensum unmöglich erfüllen können. Häufig sind es Kleinigkeiten, die zu einer Überstellung führen. Ein Murren über die Arbeitsbelastung oder das Essen, ein Widerwort oder ein als Aufsässigkeit interpretierter Blick, eine geringfügige Verspätung, eine als „Simulantentum“ gewertete Krankheit, der Verdacht, fliehen zu wollen oder eine vermutete Respektlosigkeit gegen die deutschen „Herrenmenschen“ reichen dazu aus.

Schwerste Arbeit bei unzureichender Ernährung und Kleidung, Demütigung und Misshandlung sind an der Tagesordnung. Im Hintergrund steht eine weitere, für die Häftlinge existentielle Drohung: Nach einigen Wochen wird entschieden, ob die Häftlinge in die Zwangsarbeit zurückkehren oder in ein Konzentrationslager gebracht werden. Letzteres ist bei etwa jedem fünften Häftling der Fall. Diese gelten weiterhin als „widerspenstig“ oder sollen zur Abschreckung für die anderen Häftlinge dienen.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Lagern war es 1945 der Gestapo in Breitenau durch den raschen Vormarsch der amerikanischen Truppen nicht mehr möglich, die Zeugnisse ihrer Verbrechen weitgehend zu vernichten. Erhalten sind unter anderem 2869 Individualakten der Schutzhaftgefangenen (vom Mai 1940 bis Sommer 1943), zwei Aufnahmebücher der Gefangenen und eine Reihe von Verwaltungsakten. Dadurch ist es möglich, die Geschichte des Lagers und das Schicksal einer großen Zahl von Inhaftierten detailliert zu beschreiben. Eine Reihe von Biografien findet sich auf der Homepage der Gedenkstätte. (14). Besonders Gunnar Richter hat in seiner Dissertation „Das Arbeitserziehungslager Breitenau (19401945) – ein Beitrag zum nationalsozialistischen Lagersystem“ die zahlreichen Dokumente ausgewertet und eine Reihe von Häftlingsschicksalen beschrieben. (15)

Marcin Blaszcacs Biografie steht stellvertretend für viele. Der 20-Jährige wird 1940 zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt. Er kommt zu einem Bauern, der von ihm schwerste Arbeit erwartet und ihm zugleich nur unzureichend Essen überlässt. Marcin hat Angst, allmählich zu verhungern. Nach einem Streit mit dem Bauern über sein Essen flieht er, wird aufgegriffen und kommt nach Breitenau. Er hat das Glück, wieder als Arbeiter angefordert zu werden und zu überleben. (16)

Dieses Glück haben die polnischen Zwangsarbeitenden Anton Ciepły, Anton Janicki, Mieczysław Kołczyński, Marian Orłowski, Kasimir Stefan und Jan Wójcik nicht. Sie werden am 19. Dezember 1942 erhängt. Bei diesen Hinrichtungen handelt es sich um eine Vergeltungsaktion der Gestapo für die Tötung eines deutschen Polizisten durch einen flüchtigen Polen. Die Erhängten sind zufällig ausgesuchte Opfer. Sie stehen in keinem Zusammenhang mit dem flüchtigen Täter. (17)

Der damals 30-jährige Pole Wasył O. ist Zwangsarbeiter bei einem Korbacher Bauern. Aus ungeklärten Gründen kommt er am 18. Dezember 1942 in das Lager Breitenau. Bereits vier Wochen später veranlasst die Gestapo in Kassel seine Überstellung in das Konzentrationslager Buchenwald, wo man ihn mit dem schwarzen Winkel als „arbeitsscheu“ kennzeichnet. Am 5. März 1943 wird Wasył in das KZ Dachau verlegt. Dort gehört er ein Jahr später zu den Opfern einer Versuchsreihe mit Menschen. Dabei werden mehr als 1000 Häftlingen Spritzen mit Malaria-Erregern injiziert. Nur wenige Häftlinge – darunter Wasył O. – überleben die Versuche. Am 11. April 1945 befreien amerikanische Truppen das Konzentrationslager Dachau. (18)

Neben ausländischen Zwangsarbeitskräften werden im Arbeitserziehungslager Breitenau auch deutsche Gestapo-Gefangene eingesperrt, denen man „Verstöße gegen die Volksgemeinschaft“ vorwirft. Die Gründe für die Inhaftierung sind vielfältig. Dies illustrieren einige Beispiele:

Der Sägewerkbesitzer Heinrich G. wird 1942 in das Lager eingewiesen, weil er trotz Verbot freundschaftliche Kontakte zu dem Juden Max Eichhorn aufrechterhielt. Eichhorn wird ebenfalls verhaftet und im Konzentrationslager Dachau ermordet. (19)

Amanda Tietz wird zusammen mit ihrem Sohn und ihrem Mann in Marburg inhaftiert, weil sie sich von ihrem jüdischen Ehemann nicht trennen will. 1944 wird sie mit ihrer Familie nach Breitenau überstellt und dann in das Konzentrationslager Ravensbrück deportiert, wo sie zwei Monate später stirbt. Ihr Mann Willi Tietz und ihr Sohn Horst werden in das Konzentrationslager Buchenwald verbracht. Willi Tietz stirbt dort, einzig Horst Tietz überlebt. (20)

Katharina Staritz hat bereits in den Jahren vor dem Krieg als Stadtvikarin von Breslau jüdischen Familien zur Ausreise verholfen. Sie wendet sich gegen den Ausschluss von Juden und Jüdinnen aus den christlichen Gottesdienten, wird in Marburg verhaftet und nach Breitenau deportiert. Sie wird in das Konzentrationslager Ravensbrück überstellt, wo ihr im Januar 1945 die Flucht gelingt. (21)

Emma Bauroth gehört mit ihrer Familie zu den Zeugen Jehovas. Die Familie verweigert den Nationalsozialisten die Gefolgschaft und wird deshalb immer wieder bedroht und verfolgt. Als Emma Bauroth 1941 den Hitlergruß verweigert, kommt sie zunächst nach Kassel ins Gefängnis und danach in das Lager Breitenau. Von dort aus führt ihr Weg weiter in das KZ Ravensbrück, das sie überlebt. (22)

Marie Mäding erwartet von dem polnischen Zwangsarbeiter Johann Nowak ein Kind. Sie wird wegen des verbotenen Umgangs mit ausländischen Zwangsarbeitern in das Arbeitslager Breitenau eingewiesen und später in das Konzentrationslager Ravensbrück überstellt. Der Vater wird hingerichtet. Das Kind wird der Fürsorge übergeben. Es stirbt im Alter von fünf Jahren. (23)

Bei schwangeren Zwangsarbeiterinnen aus Polen und der Sowjetunion werden im Geburtenlager Pfaffenwald bei Bad Hersfeld Zwangsabtreibungen vorgenommen. Kommen Kinder von Zwangsarbeiterinnen zur Welt, lässt man die Neugeborenen meist verhungern oder verdursten.

Rund 100 deutsche Frauen werden wegen tatsächlicher oder vermuteter sexueller Beziehungen mit Zwangsarbeitern nach Breitenau eingeliefert. Für die Zwangsarbeiter hat eine solche Beziehung stets die Hinrichtung zur Folge. Mit diesen drakonischen Maßnahmen will das NS-Regime eine Vermischung des „deutschen Blutes“ mit dem „minderwertigen“ Blut der Zwangsarbeitenden verhindern. (24)

Für eine Bestrafung reicht bereits ein geselliger Kontakt. Der 19-jährige Bernhard Priemer wird in das Lager Breitenau gebracht, weil er trotz des Verbots, mit Zwangsarbeitenden zu sprechen, sich mit einer jungen Frau aus Polen unterhalten hat. Erschwerend für ihn kommt dazu, dass er nicht der Hitler-Jugend beigetreten ist. Einzig seine Meldung für den Kriegseinsatz ermöglicht ihm, das Lager zu verlassen. (25)

Die der Vernichtung entgangenen Akten belegen die enge Verknüpfung des Arbeitserziehungslagers mit verschiedenen Behörden, Einrichtungen und Betrieben. Beteiligt an den Einweisungen und dem Einsatz der Häftlinge sind unter anderem Arbeitsämter, Krankenkassen, Gesundheitsämter, Polizeidienststellen, Bürgermeister und Landratsämter. Auch die Betriebe, auf deren Veranlassung hin die Zwangsarbeitenden in Breitenau eingeliefert wurden, wussten sehr genau, was in dem Lager geschah und nutzten den abschreckenden Effekt bewusst zur Disziplinierung ihrer Beschäftigten.

Endphase-Verbrechen: der Massenmord am Fuldaberg

In den letzten Wochen des Krieges, als der militärische Zusammenbruch Nazideutschlands unmittelbar bevorsteht, versuchen Vertreter der SS, der Gestapo und anderer an den Verbrechen beteiligten Stellen noch möglichst viele Akten und Häftlinge, die Zeugen ihrer Taten sind, zu beseitigen. Am 30. März 1945 kommt es zum Massenmord am Fuldaberg in der Nähe des Lagers Breitenau. Die Gestapo sucht 33 Häftlinge aus, die nach Kassel gebracht und dort auf einem Friedhof erschossen werden sollen. Da der Frontverlauf unklar ist und die Gestapo ein rasches Vordringen amerikanischer Truppen nach Kassel befürchtet, müssen die Gefangenen zurück nach Breitenau marschieren. Am Fuldaberg in der Nähe des Lagers wird sechs weiteren Häftlingen befohlen, Massengräber auszuheben. Die zur Ermordung vorgesehenen Häftlinge werden mit Stricken aneinandergebunden, in Zehnergruppen zur Grube geführt und dort nacheinander mit Genickschuss getötet. Fünf Häftlingen gelingt zum Teil schon während der Fußmärsche die Flucht. Unter den 28 Ermordeten befinden sich, wie aus den Akten hervorgeht, 16 sowjetische, 10 französische und zwei niederländische Gefangene. Namentlich ermitteln ließen sich bisher nur 10 der Getöteten.

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Von der US-Armee aufgefundene Leichen von Zwangsarbeitern im Lager Mittelbau-Dora

Vor dem sich abzeichnenden Zusammenbruch des NS-Regimes mehren sich „Endphaseverbrechen“, durch die Zeugen beseitigt werden sollen. Eines dieser Verbrechen ist der Massenmord am Fuldaberg.

Letztlich verantwortlich für die Erschießungen am Fuldaberg ist der Leiter der Kasseler Gestapo Franz Marmon. Auf seinen Befehl hin werden noch zwei weitere „Endphaseverbrechen“ begangen: Ebenfalls am 30. März erschießt ein Kommando 12 Gestapo-Gefangene auf dem Wehlheider Friedhof in Kassel. Am 31. März, als die amerikanischen Truppen bereits Breitenau erreicht haben, ermorden Angehörige der Sicherheitspolizei am Bahnhof Wilhelmshöhe 78 italienische und einen sowjetischen Zwangsarbeitenden. Marmon kann untertauchen und sich so zunächst der Verantwortung für die Morde entziehen. (26)

In den besetzten Gebieten Osteuropas werden Zwangsarbeitskräfte häufig dazu eingesetzt, militärische Anlagen wie Erdwälle anzuhäufen und Panzergräben auszuheben. Hier wie im Reichsgebiet haben die Einsätze vielfach das Ziel, die Zwangsarbeitenden durch unmenschliche Arbeits- und Lebensbedingungen erst bis zum Letzten auszupressen und dann durch Hunger und Entkräftung sterben zu lassen: „Vernichtung durch Arbeit“.

Die wenigsten der Überlebenden oder Angehörigen der Getöteten erhielten eine Entschädigung. Die ungesühnten Industrieverbrechen blieben lange ein Tabu. Die Unternehmen, die von der Zwangsarbeit und dem damit verbundenen Leid profitiert hatten, stritten lange jede Schuld an und Mitverantwortung für die Verbrechen ab. Noch 1990 behauptete etwa die Dynamit-Nobel AG, sie sei von den Nationalsozialisten zu den Industrieverbrechen in Allendorf gezwungen worden und insofern genauso ein NS-Opfer wie die Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen. (27)

Quellen, Hinweise und weitere Informationen

(1) Allgemeine Informationen zur Zwangsarbeit, eine Reihe von Biographien, Filme und Interviews enthält das Zwangsarbeiter-Archiv: https://www.zwangsarbeit-archiv.de/zwangsarbeit/ereignisse/ostarbeiter/index.html

(2) Siehe Zwangsarbeiter-Archiv

(3) Eine ausführliche Darstellung des Systems und der Praxis der Zwangsarbeit findet sich in der Schriftenreihe der Friedrich Ebert Stiftung, Archiv der sozialen Demokratie: Marc Buggeln, Das System der KZ-Außenlager Krieg, Sklavenarbeit und Massengewalt, http://library.fes.de/pdf-files/historiker/09292.pdf, hier S. 136 f.

(4) Buggeln, S. 51 ff.

(5) Die Informationen zur Zwangsarbeit sind der Homepage der „Initiative gegen das Vergessen“ entnommen. Auf dieser Seite befinden sich auch die beiden Zitate ehemaliger Zwangsarbeiter. https://kz-adlerwerke.de/

Zu den Adlerwerken siehe weiterhin die Seite des Fördervereins zur Errichtung einer Gedenk- und Bildungsstätte KZ Katzbach in den Adlerwerken und zur Zwangsarbeit in Frankfurt am Main e.V.: https://kz-katzbach-adlerwerke.de/

Im März 2022 wurde der Geschichtsort Adlerwerke eröffnet. Siehe https://geschichtsort-adlerwerke.de/

(6) Siehe Anm. 5

(7) Siehe Anm. 5

(8) Die folgende Darstellung stützt sich auf die Ausstellung und den Ausstellungskatalog des Dokumentations- und Informationszentrums Stadtallendorf (DIZ): Magistrat der Stadt Stadtallendorf (Hrsg.): Dauerausstellung zur Stadtgeschichte, Ausstellungskatalog, bearbeitet von F. Brinkmann-Frisch und H. Wegener, 2. erweiterte Auflage 2011. Diesem Katalog sind auch die im Text wiedergegebenen Augenzeugenberichte entnommen.

(9) Zu Pecka siehe auch die ausführliche Darstellung von Gunnar Richter, Das Arbeitserziehungslager Breitenau, S. 400–404; weiterhin: Magistrat der Stadt Stadtallendorf (Hrsg.): Dauerausstellung zur Stadtgeschichte, Ausstellungskatalog, bearbeitet von F. Brinkmann-Frisch und H. Wegener, 2. erweiterte Auflage 2011, S. 54

(10) ebd. Ausstellungskatalog, S. 58

(11) Lebenserinnerungen Edith Behar, Ausstellungskatalog, S. 61

(12) Eva Puztai-Fahidi hat ihre Erinnerungen in diesem Buch dargestellt: Eva Fahidi: Die Seele der Dinge, Herausgegeben im Auftrag des Internationalen Auschwitz Komitees und der Gedenkstätte Deutscher Widerstand. Eine kurze Biografie unter Deutschlandfunk Kultur, Eine Überlebende blickt zurück, Buchkritik 9.12.2011

(13) Blanka Pudler, siehe: https://www.focus.de/wissen/mensch/geschichte/nationalsozialismus/ueberlebt-in-der-hoelle-auf-erden-blanka-polder-die-15-jaehrige-die-durch-harte-arbeit-dem-kz-entkam_id_9571592.html

(14) https://gedenkstaette-breitenau.de/

(15) Gunnar Richter, Das Arbeitserziehungslager Breitenau (1940–1945), https://d-nb.info/972184406/34

(16) siehe ausführlicher: https://gedenkstaette-breitenau.de/biografien

(17) siehe Richter, S.405 ff

(18) Siehe Schicksale: Menschen aus Waldeck-Frankenberg im Arbeitshaus, Konzentrations- und Arbeitserziehungslager Breitenau http://www.gedenkportal-korbach.de/pdf/broschuere_breitenau.pdf http://www.synagoge-voehl.de/images/pdf/broschuere_breitenau_kompr.pdf

(19) Gedenkstätte Breitenau, Biografien

(20) Gedenkstätte Breitenau, Biografien

(21) Gedenkstätte Breitenau, Biografien

(22) Gedenkstätte Breitenau, Biografien

(23) Gedenkstätte Breitenau, Biografien

(24) In dem Ostarbeiter-Erlass des Reichsführers SS Himmler vom 20. Februar 1942 heißt es: „Während des Aufenthalts der Arbeitskräfte aus dem altsowjetischen Gebiet im Reich sind diese streng von der deutschen Bevölkerung, ausländischen Zivilarbeitern und allen Kriegsgefangenen abzusondern […], in geschlossenen Lagern (Baracken) mit einer […] möglichst mit Stacheldraht versehenen Umzäunung unterzubringen. [Sie] haben während ihres Aufenthalts im Reich auf der rechten Brustseite eines jeden Kleidungsstückes ein mit diesem fest verbundenes Kennzeichen stets sichtbar zu tragen. […] Fälle unerlaubten Geschlechtsverkehrs […] sind […] durch staatspolizeiliche Maßnahmen zu ahnden“. Diese strafrechtlichen Maßnahmen bestehen in einer „Sonderbehandlung“. Der Begriff Sonderbehandlung ist wiederum eine Umschreibung für Exekution. Für deutsche Frauen ist die Einweisung in ein Arbeits- oder Konzentrationslager für mindestens ein Jahr zwingend vorgeschrieben. Dieser Strafe können sie ggf. entgehen, wenn sie den Zwangsarbeiter beschuldigen, sie vergewaltigt zu haben – was wiederum die rassistischen Vorurteile gegen Zwangsarbeiter schürt. Siehe Richter, S. 352 ff und https://www.zwangsarbeit-archiv.de/zwangsarbeit/ereignisse/ostarbeiter/index.html

(25) Gedenkstätte Breitenau, Biografien

(26) Zu den Morden am Fuldaberg, auf dem Wehlheider Friedhof und am Bahnhof Wilhelmshöhe in Kassel siehe Gunnar Richter, S. 466 ff.; Richter stützt sich bei seiner Darstellung auf die Ermittlungsakten der amerikanischen Militärverwaltung und auf Augenzeugenberichte

(27) Schreiben der DAG, Ausstellungskatalog, S. 69

 

Fotonachweise:

Jüdische Menschen heben in Uniejów im Mai 1941 unter Aufsicht des Reichsarbeitsdienstes Luftschutzgräben aus: Bundesarchiv, Bild 146-1994-027-34 / CC-BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5483594

Russische Zwangsarbeiterinnen, die von der britischen Armee aus einem brennenden Keller gerettet wurden: Hardy, Bert, No 5 Army Film & Photographic Unit, The British Army in North-west Europe 1944–45, photograph BU3097 from the collections of the Imperial War Museums, gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=24494248

Zur Abschreckung hingerichtet – polnischer Zwangsarbeiter Bronislaw Pecka: Foto: Gedenkstätte Stadtallendorf, Magistrat der Stadt Stadtallendorf (Hrsg.): Dauerausstellung zur Stadtgeschichte, Ausstellungskatalog, bearbeitet von F. Brinkmann-Frisch und H. Wegener, 2. erweiterte Auflage 2011, S.54.

Liste von jüdischen Zwangsarbeiterinnen aus Ungarn: Foto: Gedenkstätte Stadtallendorf, Magistrat der Stadt Stadtallendorf (Hrsg.): Dauerausstellung zur Stadtgeschichte, Ausstellungskatalog, bearbeitet von F.Brinkmann-Frisch und H. Wegener, 2. erweiterte Auflage 2011, S.58.

Zwangsarbeit im Steinbruch des Konzentrationslagers Mauthausen: die „Todesstiege“: Bundesarchiv, Bild 192-269 / CC-BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5485692

Von der US-Armee aufgefundene Leichen von Zwangsarbeitern im Lager Mittelbau-Dora: United States Army Signal Corps, Nordhausen April 1945, Library of Congress, gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2217161