NS-Staatsterrorismus 1933–1945

Hitler und die Nationalsozialisten sichern ihre Macht durch Entrechtung und Terror im Inneren. Gleichzeitig beginnt der Weg in den Eroberungs- und Vernichtungskrieg, der in Europa rund 50 Millionen Todesopfer fordern und zu unzähligen Verbrechen des NS-Regimes führen wird.

Das Ermächtigungsgesetz beseitigt die Grundrechte

Am 30. Januar 1933 wird Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. Den Nazis, die zunächst in einem nationalkonservativen Kabinett in der Minderheit sind, genügen wenige Wochen der Hetze und des Terrors, um die Demokratie zu beseitigen und ihre Gewaltherrschaft zu errichten.

© Deutsches Historisches Museum, Flugblatt der NSDAP zur Reichstagswahl am 5. März 1933

Der Reichstagsbrand am 28. Februar 1933, für den Hitler die Kommunisten verantwortlich macht, schafft den Vorwand für die sogenannte Reichsbrandverordnung („Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat“) und das Ermächtigungsgesetz („Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich“) vom 24. März 1933, mit dem die Grundrechte beseitigt und zugleich der SA, Gestapo und SS nahezu unbegrenzte Vollmachten bei der Verfolgung politischer Gegner und Gegnerinnen eingeräumt werden. Bis Mitte Mai 1933 werden zehntausende politische Gegner und Gegnerinnen – die Mehrzahl Kommunisten und Kommunistinnen – verhaftet und in provisorische Konzentrationslager und Folterkeller gebracht. Verfolgt werden ebenfalls Sozialdemokraten und Sozialdemokratinnen, Gewerkschafter und Gewerkschafterinnen, Pazifisten und Pazifistinnen, Christen und Christinnen, Juden und Jüdinnen, Sinti und Sintizze und Roma und Romnja, Obdachlose, Bettler und Bettlerinnen und Homosexuelle.

Führerkult und nationaler Rausch

Bei der Errichtung ihrer Herrschaft können sich die Nationalsozialisten auf weit verbreitete antikommunistische und antisemitische Feindbilder und antidemokratische Einstellungen stützen. Dies trägt dazu bei, dass weite Teile der Bevölkerung, der Wirtschaft, des Militärs, der Polizei und der Justiz der NSDAP wohlwollend gegenüberstehen und sie mitunter fanatisch unterstützen.

Bereits 1933 wird Hitler von sehr vielen Deutschen als Retter gesehen. Der Führerkult steigert sich mit Hitlers vermeintlichen politischen Erfolgen beim Austritt aus dem Völkerbund, bei der Vereinbarung des Konkordats mit dem Vatikan, der Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht und damit der Aufkündigung der militärischen Bestimmungen des Versailler Vertrags, bei der „Heimkehr“ des Saargebiets ins Reich, der Besetzung des entmilitarisierten Rheinlands, dem Anschluss Österreichs, dem Münchner Abkommen, mit dem das Sudetenland dem Reich einverleibt wurde. Die Arbeitslosigkeit geht durch das Abflauen der Weltwirtschaftskrise und eine rasant wachsende Rüstungswirtschaft zurück.

Angesichts dieser Erfolge, die viele Deutsche in einen nationalen Rausch versetzen, sehen viele in der Errichtung einer Diktatur und der offensichtlichen Vorbereitung eines neuen Krieges unbedeutende Begleiterscheinungen auf dem Weg in das versprochene „Tausendjährige Reich“ und die ersehnte „Volksgemeinschaft“ unter Adolf Hitler. Nach dem Tod des Reichspräsidenten Hindenburg 1934 ist Hitlers Stellung unangefochten.

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NS-Aufmarsch bei den Reichsparteitagen in Nürnberg

Vom Vernichtungskrieg zur Befreiung

Mit dem Angriff auf Polen beginnt am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg. Mit diesem Krieg soll die „Schande von Versailles“ endgültig getilgt und dem Opfer der Kriegstoten des Ersten Weltkrieges nachträglich Sinn verliehen werden. Der neue Krieg ist jedoch vor allem ein rassistischer Vernichtungskrieg, der den deutschen „Herrenmenschen“ „Lebensraum“ im Osten schaffen soll. Dabei ist die Ermordung und Versklavung von „slawischen und bolschewistischen Untermenschen“ einkalkuliert. Zugleich soll die jüdische Bevölkerung in ganz Europa verfolgt und vollständig vernichtet werden.

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Überlebende des Außenkommando Mühldorf

Die Verbrechen, Gräuel und Grausamkeiten des Krieges dienen diesen Zielen. Zu den Verbrechen in den besetzten Gebieten gehören Massaker an der Zivilbevölkerung, das verhungern lassen von Millionen Kriegsgefangenen, die Vernichtung durch Arbeit, die massenhafte Ermordung von politischen Gegnern und Gegnerinnen, von Sinti und Sintizze und Roma und Romnja, Obdachlosen und Menschen mit Behinderung. Die Nationalsozialisten und ihre Helfer und Helferinnen ermorden sechs Millionen jüdische Kinder, Frauen und Männer jeden Alters. Zuletzt richtet sich der Terror des NS-Regimes gegen Menschen aus der eigenen „Volksgemeinschaft“, die nicht mehr an den „Endsieg“ glauben wollen.

Der von Deutschland, Italien und Japan ausgelöste Zweite Weltkrieg ist die Katastrophe des 20. Jahrhunderts. Weltweit finden rund 70 Millionen Menschen den Tod – in der Mehrzahl Zivilisten und Zivilistinnen. Allein die Sowjetunion hat 27 Millionen Tote zu beklagen. Die Niederlage Nazideutschlands ist ein Sieg für die Menschheit, der die Aussicht auf eine friedliche und demokratische Zukunft eröffnet. (1)

Quellen, Hinweise und weitere Informationen

(1) Die Angaben zu den Todesopfern des Zweiten Weltkriegs in der Fachliteratur sind unterschiedlich. Sie hängen u.a. vom Forschungsstand oder der Einbeziehung ziviler Opfer ab. Teilweise spielt auch die Frage von Entschädigungen eine Rolle. Die Zahlen, die hier wiedergegeben sind, sind dem Beitrag auf Wikipedia entnommen, der sich wiederum auf die vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt herausgegebene Reihe „Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg“ stützt: https://de.wikipedia.org/wiki/Tote_des_Zweiten_Weltkrieges#Deutschland

 

Fotonachweise:

Flugblatt der NSDAP zur Reichstagswahl am 5. März 1933: © Deutsches Historisches Museum, https://www.dhm.de/lemo/bestand/objekt/d2942778

NS-Aufmarsch Reichsparteitag in Nürnberg: Bundesarchiv, Bild 183-H12148, CC-BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5363988

Überlebende des Außenkommando Mühldorf: George Mallinder, United States Army – United States Holocaust Memorial Museum, gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3733304